Praktische Tipps im Fütterungsmanagement

Themen:

  • Heu / Heulage 
  • Extra Energiezufuhr - Stärke & Zucker
  • Mineral- & Zusatzfutter, Salz
  • Kräuter
  • Magenschutz
  • Endoparasiten (Würmer)

Heu / Heulage

  •  Für breites (gesundes) Darm-Mikrobiom ist eine Mischfütterung mit bis zu 1/3 Heulage-Anteil gut möglich, wenn das Pferd Heulage verträgt. Reine Heulagefütterung führt zu einer ungünstigen Verschiebung des Mikrobioms im Darm und es verarmt auf Dauer.  Ein breites Mikrobiom im Darm ist weniger Anfällig und abhängig von einer vielfältigen Ernährung.
  • Ab ca. 20 min Fressdauer findet im Magen "Gastrinbildung" statt (dient dem Management des PH-Wertes im Magen); Fressintervalle kleiner 30 min erzeugen mittelfristig Magengeschwüre, da das Gastrin immer viel zu kurz angekurbelt und dann direkt wieder abgewürgt wird (Einzelheudosierer); Gesünder sind dann eher insgesamt weniger, dafür deutlich längere Fressintervalle, zB. 3 Stunden Heu auf, dann 4-5 Stunden zu, wenn in der Zeit andere Knabbersachen zur Verfügung stehen, wie Blätter, Zweige, Unkaut, Hölzer, Stroh, ...

Extra Energiezufuhr - Stärke & Zucker

Der "Zuckergehalt" im Gras und Heu ist nicht das grundsätzliche Problem, sondern dass unsere gehaltenen Pferde sich massiv viel zu wenig bewegen. Eine gesunderhaltende Mindestmenge wären 10-15 km Täglich, die das Pferd schon ohne uns in seiner Freizeit im Schritt läuft. Wir müssen also nicht unsere Pferde rationieren, sondern zu mehr Bewegung animieren. Wenn das wiederum bedeutet, wir müssen die Heuraufen auch mehrmals täglich schließen, damit die Pferde sich auf der Suche nach anderem Knabberzeug mal bewegen, finde ich zeitgesteuerte Heuraufen ein sehr adäquates Mittel. 
Mit Stärke aus Getreiden verhält es sich genauso. 
Pferde, die nicht von sich aus die 15 km täglich laufen, aber mit gutem Heu, Wiese und Mineralfutter versorgt sind, brauchen eigentlich auch kein energiereiches Krippenfutter, selbst wenn wir sie Freizeitmäßig etwas reiten.
 

Den Stoffwechsel und das Immunsystem kann man am effektivsten anregen mittels Bewegung. Alle Stoffwechselprozesse sind zudem abhängig vom Wasserhaushalt; Bedeutet, diese kleinen Nippeltränken sind auf Dauer eher schädlich, da die Pferde hier wohl eher nicht genug trinken. 

Mineral- & Zusatzfutter, Salz

  • Gesteinsmehle und Tonerden lagern sich im Darm ab wie Sand, mit den gleichen potentiellen Folgen (Kieselgur, Heilerde, Dolormitpulver)
  • Waldboden dagegen ist verrottetes Pflanzenmaterial, Pilze, Kleinstmikroben und wird verdaut
  • 1 TL (auf 500 KG Pferd) Salz im täglichen Futter wirken sich besonders in der Weidezeit positiv auf den Stoffwechsel und damit auf eventuelle Einlagerungen aus
  • Ich bin mittlerweile der Meinung, dass jedes gehaltene Pferd ein Mineralfutter benötigt. Zuführen müssen wir dadurch all das, was im heutigen Raufutter und Wiesengras eben nicht (mehr & ausreichend) enthalten ist: 

                        - Spurenelementen wie Eisen, Jod, Zink, Selen, ...
                        - Mengenelemente wie Calcium, Phosphor, Kalium, Magnesium, Natrium, ...
                        - einige Vitamine, sowie

                        - essentiellen Aminosäuren

Bei dunklen Pferden erkennt man Mineralstoffmangel an der Fellfarbe sehr gut, sie bleichen aus, wenn bestimmte Spuren- & Mengenelemente fehlen. Der Rappe wird braun und der Dunkelbraune Hellbraun. Bei hellen Fellfarben erkennt man das so leider nicht.
 

Pferde ohne Weidezugang, also im Winter alle Pferde, benötigen ein Mineralfutter mit zugesetzten Vitaminen, da im Heu kaum noch die Vitamine drin sind, die frische Pflanzen sonst liefern. In der Weidezeit kann man ein Mineralfutter ohne zugesetzten Vitamine geben. 


Die essentiellen Aminosäuren sind besonders bedeutend für eine gesunde, leistungsfähige Muskulatur. "Essentiell" sind z.B. Lysin, Methionin und Threonin, weil sie dem Organismus von aussen zugeführt werden müssen. Es gibt noch weitere essentielle und nicht essentielle Aminosäuren. Die nicht essentiellen kann sich der Organismus aber aus anderen Grundbausteinen selbst herstellen. Pferde mit viel Grundmuskulatur wie Quaterhorses und Pferde mit Muskelmyopathien wie PSSM1 und MIM sind besonders angewiesen auf eine dauerhafte Versorgung mit hochwertigen Aminosäuren in größeren Mengen, als ein gesundes Pferd sie bräuchte. 
Meine Rafah ist z.B. MIM positiv (nPx & nP8) und bekommt darum stets und ständig sehr hochdosiert ein spezielles Aminosäure-Mineralfutter mit verschwindend geringem Calcium-Anteil, dafür aber sehr hohem Anteil an Aminosäuren, vor allem Lysin und einigen der wichtigsten Vitaminen. Das ist alles andere als natürlich, aber hier gilt leider das Motto "friss oder leide".

Das Mineralfutter + einen TL Salz und MSM gibt es bei mir in Heucobs-Pampe verrührt, mit einer Hand voll Lecker-Mach-Müsli oder Hafer.

Kräuter

Extra Kräuter zu füttern, egal ob frisch gesammelt oder gekaufte, getrocknete ist auf jeden Fall immer ein Benefit für das Darmmikrobiom.  Wie ganz oben im Abschnitt zu Heu/ Heulage schon geschrieben,  ein breites Mikrobiom im Darm ist weniger Anfällig und abhängig von einer vielfältigen Ernährung.  Ich sammle wann immer es geht für meine Pferde frische Pflanzen. Bei Spaziergängen findet man gut raus, was das Pferd grade so gerne frisst an frischem Pflanzenzeug und das kann man dann ja an anderen Tagen, wo einfaches wandern mal nicht auf dem Plan steht, dann sammeln und mitbringen. 
Meistens stehen bei uns frische Eichenblätter inkl. Ästen, im Herbst auch die Eicheln, Ackerschachtelhalm und Spitzwegerich ganz oben auf der Liste. Was auch gut geht ist Schilf und Binsen. Das zählt zu den Sauergräsern und hat eben ganz andere Inhaltsstoffe, als unsere Weide-Süß-Gräser.

Magenschutz

  • Magenschutz-Schlönz: Leinsamen 20 Gramm Trockenmasse auf 100 kg LM mit 1:10 Wasser kurz aufkochen; dazu Weizenkleie oder Haferkleie 40 Gramm Trockenmasse auf 100 KG LM untermischen. 
    Leinsamen sind grundsätzlich super gesund und aufgequollen bilden eine schützende Schleimschicht im Magen. Sie sollten aber nicht roh und im ganzen gefüttert werden. Immer entweder schroten oder heiß aufquellen, da bei ganzen Leinsamen im Darm unter Sauerstoffabschluss giftige Blausäure entsteht. Beim Aufbrechen oder heiß Aufquellen lassen, passiert das dann nicht mehr. 
  • Flohsamenschalen zum Anregen der Darmtätigkeit: 50-200 Gramm Trockenmasse für 2-3 Wochen; Schalen sind scharfkantig und regen damit die Darmperestaltik an. Das befördert dann Sandablagerungen raus; Kann mit Mineralfutter zusammen gegeben werden, da keinerlei Einfluss auf Nährstoffe.

Endoparasiten (Würmer)

Es gibt einige verschiedene Wurmarten, die in unterschiedlichen Stallformen mehr oder weniger häufig auftreten. Ich behandle hier nur kurz diejenigen, die in Offenstall-/ Weidehaltung auf jeden Fall zum Tragen kommen.

1.  kleine und große Strongolydaen 

Pferde entwickeln in ihrer Jugend ein "Immunsystem" gegen Darmparasiten, speziell die Strongolydaen. Diese Wurmart nimmt das Pferd ausschließlich auf der Weide auf, weshalb es ratsam ist, die Weiden gründlch abzuäppeln. Das vermindert den Wurmdruck erheblich. Auf Paddockflächen/Sand können sich diese ausgeschiedene Wurmeier nicht weiter entwickeln, weshalb Pferde ohne Weidezugang auch nicht ständig pauschal dagegen entwurmt werden müssen.

Es gibt große und kleine Strongolydae. Die kleinen sind lästig und die am häufigsten vorkommende Wurmart im Darm unserer Hauspferde. Die bekommt man nie ganz weg, man muss nur schauen, dass es nicht zu viele werden. Hier gibt es den Grenzwert von 200 EpG (Eier pro Gramm Kot) in Deutschland, ab dem eine Wurmkur verabreicht werden sollte.
Die großen Strongolydae sehen im Larvenstadium genauso aus wie ihre Kleinen Kumpels, gehen aber auf Gefäßwanderung, verstopfen Arterien und führen so zu Tot. Diese sind in Deutschland nur noch selten vorkommend, aber durch Importpferde wird es wieder mehr. Man muss hier den Kot ab und an explizit drauf testen lassen. Von dieser Wurmart wollen wir nicht mal ein Stück in unserem Pferd haben.


In Bezug auf die kleinen Strongolydae ist es so, dass unsere Pferde ein "Immunsystem" ausbilden können - können, nicht müssen! Können sie den Wurmhaushalt selbstständig regulieren und niedrig halten, gelten sie als "Niedrigausscheider". Es gibt aber auch Pferde, die kriegen ihren Wurmhaushalt überhaupt nicht selbstständig  unter Kontrolle und gelten somit als "Hochausscheider". Nur durch frequente Beprobung eines spezialisierten Labors kann man herausfinden, wie das eigene Pferd diesbezüglich aufgestellt ist.

Niedrigausscheider brauchen nicht ständig pauschal Wurmkuren bekommen, da sie seltenst nennenswerten Befall mit Strongolydae aufweisen. Hier kann man sich die Belastung des Organismus mit WK sparen.
Bei Hochausscheidern kann man durch regelmäßige Kotproben rechtzeitig eingreifen, bevor der Befall ungesunde Ausmaße annimmt. Zudem ist es ratsam, ca 14 Tage nach jeder Wurmkurgabe eine Wirksamkeitskontrolle machen zu lassen, um Resistenzbildung auszuschließen. Es gibt nur sehr wenige WK-Präparate und es wird keine neuen geben, da hier keinerlei weitere Forschung betrieben wird. Wir müssen also sehr umsichtig mit dem umgehen, was wir haben.

Ihr müsst wissen, was die kleinen Strongolydae in großer Anzahl so gefährlich macht, ist, dass sie sich zur Winterruhe in die Darmschleimhaut einbohren. Von einem Lavor wird der Befall in der Einheit EpG gemessen "Eier pro Gramm Kot".
Meine alte Nina war ein Niedrigausscheider - von 5 Kotproben waren 4 ohne nennenswerten Befund und eine hatte 60 EpG, was ebenfalls lächerlich wenig ist. Und Nina hat nie nennenswert natürliche Wurmkräuter genommen.
Rafah dagegen ist ein Hochausscheider - innerhalb weniger Wochen explodiert regelmäßig ihr Wurmhaushalt auf Werte zwischen 1600 und 2000 EpG, trotz all meiner Bemühungen ihr alle möglichen, natürlichen, wurmtreibenden Kräuter und Pflanzen zur Verfügung zu stellen, die sie auch regelmäßig in großen Mengen isst. Rechnet man diese enorme Menge Eier pro Gramm Kot mal hoch und stellt sich dann vor, dass es sich die dazu gehörige Menge an Mama-Würmern zum Winter hin in der Darmschleinmhaut meines Pferdes gemütlich macht, dann braucht man sich nach ein paar Jahren nicht mehr wundern, dass sich Probleme und Symptome häufen. Der Darm ist auch beim Pferd schließlich der Ausgangspunkt des gesamten Immunsystems.


2. Magendassel

Die Magendassel ist im Grunde eine FLiege, die das Pferd als Zwischenwirt für ihre Larven nutzt. Sie legt ihre Eier auf dem Fell der Pferde ab, das juckt, die Pferde kratzen sich mit dem Maul und nehmen dabei die Eier auf.
Eine Entwurmung sollte 6 Wochen nach erster Sichtung stattfinden und dann am Besten nochmal nach 6-10 Wochen, wegen der Stadien, die zum Zeitpunkt der ersten WK noch nicht erwischt wurden. Die Eier auch unbedingt abzupfen oder mit Essigwasser abwaschen, da jedes abgeschluckte Ei sich bis zur Behandlung in eine Larve entwickelt, die sich in die Maul- und Magenschleimhäute deines Pferdes reinbohrt. Bei entsprechend hoher Anzahl der abgeschluckten Eier haben wir auch entsprechend viele Schleimhautverletzungen im Pferd. Eine ausgewachsene Larve in der Magenschleimhaut ist ca Fingernagel-Groß!

3. Bandwurm
Der normale Pferde-Bandwurm braucht als Zwischenwirt die Moosmilbe. Wenn diese Bandwurmlarven trägt und das Pferd diese Moosmilbe beim Grasen aufnimmt, infiziert sich das Pferd mit dem Bandwurm. Ergo keine feuchte Weide, keine Moosmilbe, keine fette Bandwurm-Wurmkur notwendig - waaahrscheinlich. Wer mit seinem Pferd im Wald Wandergrasen geht, so wie ich, ist davor aber auch nicht gefeit.