Miteinander Leben & voneinander Lernen
Wenn der Mensch seinem gehaltenen Pferd, trotz der Umstände der Gefangenschaft, ein möglichst sebstbestimmtes und würdevolles Leben zugesteht, wird es nicht nur ein ganzheitlich gesundes und lebenswertes Leben in unserer Obhut führen, auch wir selbst profitieren in allen Bereichen unseres Lebens von dem, was das Pferd uns dann Lehren kann. Man bekommt dadurch Zugang zu einer völlig anderen Realität. Hier zeige ich euch, wie ich Pferdehaltung, Fütterungsmanagement, Gesundheitsmanagement, Beschäftigung/ Training und das alltägliche Miteinander gestalte.
Barhufpflegerin mit Mission
Korrektur - Heilung - Gesund Erhaltung
Die Gesundheit eines Pferdes steht und fällt mit seiner Hufgesundheit! Gesunde, bzw. physiologisch korrekt geformte und damit funktionale Hufe sind jedem Pferd erst einmal angeboren. Und jedes neu geborene Pferdchen benötigt zum Erhalt seiner vier gesunden Hufe vom ersten Tag seines Lebens an genauso viel freie Bewegung auf vielseitigen Untergründen, wie ein ausgewachsenes Pferd und in den allermeisten Fällen auch bald Unterstützung durch anatomisch korrekte Hufbearbeitung des Menschen. Denn die Hufprobleme entstehen oftmals erst dadurch, dass wir Menschen die Pferde dauerhaft auf begrenzten Flächen halten und damit das natürliche Gleichgewicht zwischen Be- und Entlastung, dass zur Erhaltung gesunder Hufe nötig ist, stören.
Wer wir sind ...
Unsere Familie besteht aus mir selbst natürlich, dem menschlichen Part mit dem Internetanschluss und gewissen Grundrechten (glücklicher Weise heutzutage von Geburt an damit ausgestattet), die es mir ermöglichen, tatsächlich ein selbstbestimmtes und freies Leben zu führen. Ich bin Bella und lebe zusammen mit meinen Pferden auf einem wunderschönen Paddocktrail-Pferdehof mitten im Münsterland. Meine Pferdefamilie umfasst die Stuten Nina und Rafah und mittlerweile auch Rafahs Sohn, Xasou. Nina ist mittlerweile 30 Jahre alt und sie gehört mehr als ihr halbes Leben schon an meine Seite. Rafah n ́Ait Itran, so ihr voller Name, ist "unser Baby", ein Berber-Pferd, geboren 2018. Sie kannte meine Stimme schon, als sie noch ein winzig kleiner Haufen Zellen im Bauch ihrer Mama war. Im Mai 2024 brachte Rafah in einer verregneten Nacht ihr erstes Fohlen zur Welt. Xasou ist mir mit ordentlich Karacho in die Arme "geflutscht" und hält uns seitdem ordentlich auf Trab.
Ich selbst bin seit einigen Jahren nebenberuflich als Barhufpflegerin & Hufheilpraktikerin tätig. 2022/2023 habe ich die Ausbildung zur Bewegunsosteopathin bei Heike Gersthagen absolviert, wobei ich die dort erworbenen Fähigkeiten nur an meinen eigenen Pferden praktisch anwende. Und zur Zeit befinde mich in der Ausbildung für Akupunktur nach TCM für Pferde & Hunde. Ich bin quasi ein bisschen ein Informations- oder Wissens-Junkie - ich will in der Tiefe verstehen, warum sich die ganze Bandbreite der Probleme in unserer Pferdehaltung ergeben und ich will sie auch lösen können, bzw. Aufklärung und Prävention betreiben. Für meine eigenen Pferde und für alle, die ich hierüber oder persönlich erreichen kann.
Auf dieser Homepage findest du meine persönlichen Erkenntnisse und Erfahrungen aus den knapp 16 Jahren eigener Pferdehaltung. Früher war ich ein ganz "normales" zickiges Pferdemädchen und "konventionelle" Reiterin (Ziehen, Schieben, Drücken, Hauen), wie sie zu Hauf in jedem Stall rumlaufen. Doch vor einigen Jahren hat sich dann etwas geändert - mein Blick auf die Pferde und das Gefühl dabei.
Ich bin zu tiefst davon überzeugt, dass unsere gehaltenen Pferde (und alle anderen gehaltenen Tiere auch) genauso das Recht auf Respekt, Achtung ihrer natürlichen Bedürfnisse und Selbstbestimmung haben, wie wir Menschen. Kein Tier ist uns irgendetwas schuldig und muss sich uns unterordnen, nur weil die Spezies Mensch jetzt grade diesen Planeten dominiert. Ich versuche bei allem einen Spagat hinzubekommen, um den Pferden das größtmögliche Maß an Selbstbestimmung zu ermöglichen und dabei gleichzeitig die Mängel aus den Lebensumständen und zuchtbedingte körperliche Defizite auszugleichen.
Nina genießt ihren Lebensabend nur noch innerhalb der Paddocktrailanlage und auf unseren Weiden. Wir gehen nur noch sehr selten ausserhalb spazieren. Anderweitig bewegt wird sie von mir nicht mehr. Sie hat da einfach keine Affinität für - hatte sie noch nie. Sehr untypisch für ein Pferd, aber heute kann ich das akzeptieren.
Rafah wird aktuell von mir reiterlich ausgebildet. Wir gehen zusammen den bückeburger Weg, Reiten mit feinen Hilfen und in Leichtigkeit. Darauf vorbereitet habe ich sie mit Arbeit and er Hand nach Bewegungsosteopathischen Grundsätzen und den klassischen Seitengängen. Wir machen aber auch gerne lockere Spaziergänge und ausgedehnte Wanderungen. Dafür fahren wir auch mit dem Anhänger mal woanders hin. Sie hat auch Freude am Tricks lernen, Freiarbeit, kleinen Sprüngen und dem Laufen am Fahrrad.
Ständige, stetige, also gleichmäßige Bewegung ist für ein gesundes Pferdeleben absolut unerlässlich. Bewegung kommt meiner Meinung nach noch vor der Ernährung und der Hufbearbeitung. Ohne die notwendige Bewegung hilft alles andere überhaupt nichts. Die Spezies Pferd ist bis in jede kleinste Faser ihres Körpers auf Bewegung ausgelegt. Stillstand bedeutet Krankheit. Aber das ist nicht durch gezielt forcierte Bewegung durch den Menschen realisierbar, bzw. wen wir andauernd das Pferd nach unseren Vorstellungen zwangsbewegen, hat das überhaupt nichts mehr mit Selbstbestimmung und Würde zu tun. Zudem setzt uns dieses "ich muss das Pferd noch bewegen" tagtäglich massiv unter Druck. Das führt zu Stress und Frust und der Spaß am Umgang mit dem Pferd verfliegt gänzlich - dem Pferd vergeht dabei übrigens auch jegliche Freude am Zusammensein mit seinem Menschen. Wir brauchen also endlich mehr vernünftig durchdachte Offenstallkonzepte mit Bewegungsanreizen und eine gesundheitsorientierte Pferdezucht und Aufzucht, die Pferde hervorbringt, die mit frischer Luft, Sonne, Wind und Regen auch zurecht kommen.
So, nun wünsche ich euch viel Freude beim Lesen und der Umsetzung von dem, was ihr vielleicht für euch und eure Pferde mitnehmen könnt.
Liebe Grüße, Bella
Naturorientierte & selbstbestimmte Lebensweise für unsere Hauspferde
An dieser Stelle möchte ich euch die Grundzüge meiner Gedanken zu einer freieren Lebensweise für Pferde mitgeben, als man sie in Deutschland üblicherweise antrifft - eine naturorientierte & selbstbestimmte Lebensweise. Ich bin zusammen mit meinem Pferden nur ein einziges Beispiel für dessen Umsetzung und sicherlich nicht als Maßstab zu sehen. Vielmehr möchte ich einfach eine Inspiration für euch sein und zeigen, dass es möglich ist, solch eine freiere Lebensweise für seine Pferde zu verwirklichen, um euch damit über anfängliche Ängste und Unsicherheiten hinwegzuhelfen.
Bei Umstellung des Stallmanagement von Pferden von "begrenzt" auf "selbstbestimmter", ist es unabdingbar, dass ihr sämtliche Alltagsbereiche der Pferde, die gesamten Lebensumstände der Vergangenheit bis zum Jetzt, zusammenhängend betrachtet und nicht einzeln und losgelöst voneinander.
- bisherige Nutzung (Art und Intensität der Nutzung lassen darauf schließen, wie schwer die psychischen und physichen Schäden des Pferdes wiegen)
- Haltungsbedingungen (Boxen-/ Herdenhaltung, Weidezugang, häufige Stallwechsel,...)
- Hufe & Hufgesundheit (z.B. Beschlagen, fühlige Barhufe, chronische Rehe, Strahlfäule, Mauke, ...)
- vorhandene körperliche Sympthome und Krankheitsbilder (ungeklärte Lahmheiten, Ekzem, Husten, Kotwasser, Koliker, ...)
- psychischer Zustand (in sich gekehrt, total aufgedreht, aggresiv, ...)
- Fütterung (Grundfutter Heu begrenzt zur Verfügung, wird vllt. sogar Heulage gegeben, wie viel Weidezugang hat das Pferd, Was wird sonst noch gefüttert?)
- Wie häufig wird/ wurde mit chemischen Mitteln geimpft und entwurmt? Medikamente (Prascend, Krampflöser, Schmerzmittel)?
Nur durch eine ganzheitliche und ungeschönte Betrachtung könnt ihr herausfinden und verstehen, warum bestimmte Probleme und Symptome auftreten und wie ihr eurem Pferdhelfen könnt. Ein jeder Organismus funktioniert in sich und mit seiner natürlichen Umwelt im perfekten Zusammenspiel – wenn wir Menschen nicht mit unseren ständigen besserwisserischen, unnatürlichen Zwangsmaßnahmen eingreifen würden. Alle Krankheitsbilder, Symptome und psychischen Störungen unserer Hauspferde sind die Summe aller Ernährungs-, Haltungs-und Behandlungsfehler, die wir ihnen in ihrem Leben bisher zugemutet haben. Die bekanntesten, Angst schürenden Begrifflichkeiten sind hier Kolik, Hufrehe, Athrose, EMS, Cushing, das Koppen, etc. Wenn der Mensch zur Besinnung kommt und seinem Pferd das bietet, was es wirklich braucht für ein annähernd artgerechtes Leben in Gefangenschaft, dann stehen die Chancen sehr gut, dass man mit diesen Zivilisationskrankheiten bald nichts mehr zu tun hat. Die Pferde werden zumindest ein Stück weit körperlich und seelisch "heilen“.
Das Recht auf ein pferdiges Leben - geboren um zu laufen
Wir Pferdehalter müssen die Lebensumstände unserer Pferde so artgerecht gestalten, wie es uns in den jeweiligen Umständen eben möglich ist. Aber artgerecht ist so ein Wort, da lässt sich wieder super drüber streiten. Je nachdem, auf welchem Wissenspool unsere bisherige Meinung basiert und was wir ganz individuell in den Pferden sehen, werden wir ganz unterschiedliche Vorstellungen von „artgerecht“ haben. Hier meine Definition:
Alle Pferde brauchen zum einen stets und ständig sehr viel Platz für freie, natürliche, selbst bestimmte Bewegung und zudem eine gesunde Herdenstruktur, in der sie sich wohl fühlen im täglichen miteinander leben und wandern.
Lebensumstände, wie völlig abgegraste Wiesen, nicht ausreichender Wetterschutz auf Weiden, Paddocks und in Offenställen, generelle Futterknappheit zwecks "Diät", langweilige Paddocks, zu viele gereizte Pferde auf kleinen Flächen und Separation in Boxen oder das Gegenteil, importiere Pferde aus südlichen Ländern in norddeutschen Offenställen, sind nicht vereinbar mit den Bedürfnissen von Pferden. Auch dem Reiten stehe ich grundsätzlich erstmal kritisch gegenüber. Pferde sind anatomisch nicht darauf ausgelegt, dass wir uns auf ihren Rücken setzen und es ist allein unsere Entscheidung, es doch zu tun und wie wir von oben mit dem Pferd umgehen. Ich denke nicht, dass wir ein Pferd völlig schadlos reiten können egal wie viel Mühe wir uns geben. Aber ich hoffe, einen Weg gefunden zu haben, bei dem wir den körperlichen Schaden auf ein Minimum reduzieren können und jeglichen psychischen Schaden völlig abwenden, wenn wir unser menschliches Ego unter Kontrolle bekommen.
All zu oft werden Pferde von uns Menschen körperlich und psychisch misshandelt und können nur stumm ihr Schicksal ertragen. Wie viele Pferde fristen ihr Dasein in winzigen Zellen und leiden unter Fehl- und Mangelernährung. Das Benutzen der Pferde, damit wir selbst uns wohl oder besser fühlen, Spaß haben oder mit ihnen Profit machen, ist nichts anderes als früher mal die Sklaverei für gewissen äthnische Menschengruppen war.
In Freiheit hat jedes Pferd die Möglichkeit, seine Gemeinschaft zu verlassen. Niemand wird gezwungen zu bleiben und zu folgen. In Gefangenschaft ist das anders. Wir Menschen „besitzen“ die Tiere und verfügen über alle Aspekte ihres Lebens. Ich persönlich versuche meine Pferde in alle Entscheidungen, die sie betreffen, mit einzubeziehen, bzw. sie selbst die Entscheidungen treffen zu lassen, wo immer es mir möglich ist.
Und ich verurteile auch niemanden, der sein Pferd nicht so hält oder behandelt, wie ich das für richtig empfinde. Es steht niemandem zu, über Andere zu urteilen. Jeder von uns trägt sein Päckchen mit sich und macht da halt das draus, was ihm aktuell möglich ist.
Ernährung
ALLE Pferde, gefangen gehaltene genauso wie wild lebende, haben angeborene Essinstinkte. Das heißt, sie lernen nicht von den Alttieren einer Herde, was sie essen können und was nicht. Sie wissen es instinktiv, so wie sie auch instinktiv das Euter der Mutter suchen und finden. Auf Tatsache der „intakten Essinstinkte“ basiert die Ernährung unserer Hauspferde – Unabhängig von Rasse, Alter, Geschlecht, bisheriger Lebensweise und Nutzung der Pferde.
Die Grundlage der Ernährung für unsere Hauspferde ist Heu – gemäht von Wiesen, die reich an verschiedenen Gräsern und Kräutern verschiedener Reifestadien sind. Dieses Grundfutter muss den Pferden immer, Sommer wie Winter, in unbegrenzter Menge (ad libidum) und frei zugänglich zur Verfügung stehen (keine engmaschigen Heunetze). Idealerweise bietet man seinen Pferden einige verschiedene Sorten Heu an, z.B. aus verschiedenen Anbauregionen, von unterschiedlichen Böden, unterschiedlicher Pflanzenbestand, Luzerneheu. Auf gar keinen Fall füttern wir sowas wie Heulage. Das ist reinster Giftmüll für den Organismus!
Beim Weidezugang muss ja fast jeder Pferdehalter arge Kompromisse machen, je nach Region. Darum steht er hier erst an zweiter Stelle, obwohl ja eigentlich die lebendigen Pflanzen die natürliche Hauptnahrungsquelle für Pferde sein sollten. Ideal wäre es natürlich, wenn wir auch die Weide ganzjährig und uneingeschränkt zur Verfügung stellen können. Richtig gute Pferdeweiden sollten genau wie das Heu, reich an verschiedensten Arten von Gräsern sein und idealer Weise auch Busch- & Baumbestand aufweisen, von dem sich die Pferde bedienen können. Umso weniger Weide wir zur Ernährung unserer Pferde haben, um so mehr müssen wir dafür sorgen, dass wir mit ihnen raus gehen in die freie Natur, damit sie an der Hand ihrem Bedürfnis nach Grasen nachgehen können und sich auch sonst allen nötigen Pflanzen und andere Dinge zur Nährstoffversorgung suchen können. Wenn wir also mit unseren Pferden wandern gehen, dann hat das neben geziehlter Bewegung auch immer den Sinn, den Pferden die Möglichkeit zu geben, sich aus der Natur die Pflanzen zu suchen, die sie auf der heimischen Weide nicht finden.
Pferde völlig ohne Weide, das Grasen und frische Pflanzenkost leben zu lassen, ist für mich keine Option.
Des Weiteren stellen wir unseren Pferden neben den Sämereien Hafer, Hanfsamen und Sonnenblumenkernen auch gerne mal ein bisschen Obst und Gemüse, vor allem aber viele verschiedene Kräuter zur Verfügung.
Warum „füttere“ ich so?
Freie Pferde würden in einer Welt mit weniger Menschen und Bebauung in der freien, ursprünglichen Natur unglaublich viele verschiedene Pflanzen zur Ernährung finden – ganz egal in welchem Teil der Welt. Pferde ernähren sich, wie alle anderen Lebewesen auch, mit den Jahreszeiten, unglaublich vielfältig von allen Möglichen Pflänzchen, Gräsern, Kräutern & Unkräutern, Blumen, Büschen, Wurzeln, Rinden, Blättern, Früchten, Sämerein, Knospen, usw., in den verschiedenen Wachstums- und Reifestadien. Nicht zu Vergessen sind die besonderen Erden (verschiedene Mineralhaltige Böden) und die Insekten, die sie beim Grasen in der Summe aufnehmen!
Die Summe aus dieser Vielfalt bietet Ihnen genau das, was sie brauchen um gesund durch’s Leben zu kommen. Das erste junge, saftige, kräftig sprießende Gras im Frühling ist genauso wichtig für die Tiere wie das überständige, lebendige Heu im Winter unter der Schneedecke. Ab dem Sommer bis in den späten Herbst gibt es ausgereifte Gräser und die Bäume und Sträucher tragen Früchte. Das vorhandene, gehaltvolle Nahrungsangebot bedingt, dass alle Pflanzenfresser in dieser Zeit ordentlich an Körpermasse zulegen. Die Natur hat das genau so eingerichtet, damit die Tiere die lange und mitunter harte Zeit bis zur nächsten Wachstumsperiode der Pflanzenwelt überleben können. In dieser Zeit sind Stuten in der Regel tragend, versorgen also von den Reserven ihre ungeborenen und säugen eventuell noch ihr letztes Fohlen. Ebenso stehen ab den Sonnenwenden (mitte Juni & mitte Dezember) resourcenbindende Fellwechsel an. Ebenso müssen jederzeit Krankheiten, Verletzungen und Parasiten bekämpft werden können. Ein ausgehungerter Körper hätte all dem nicht viel entgegen zu setzen.
Die wirkliche, von uns Menschen unberührte, wilde Natur ist nicht völlig leer und kahl im Winter. Es findet sich immer noch langes, stehengebliebenes Gras (lebendiges Heu), heruntergefallene Früchte, Laub, Moose, Flechen, Rinden, Wurzeln, Flechten. Die Natur wie wir sie kennen, so aufgeräumt, ist nicht das, was normal wäre, ohne uns!
Mit den Pferden wandern für eine wirklich artgerechte Ernährung
Wenn wir für unsere Hauspferde also die Ernährung wie beschrieben umsetzen, dann mit dem Hintergrund, die fehlende Vielfalt und damit den Mangel an Nährstoffen zu kompensieren. Unsere Hauspferde sind eben nicht frei, können nicht mit den Jahreszeiten wandern in Gebieten, die aus menschlicher Sicht unendlich erscheinen, für die Tiere aber notwendig wären. Unsere Pferde werden ebend gefangen gehalten und müssen mit dem, was wir ihnen gnädiger Weise zukommen lassen, ÜBERLEBEN.
Nun könnt ihr aber nicht einfach nur euer Pferd gesund „füttern“. Wir betrachten, wie zu Beginn geschrieben, die Lebensumstände des Pferdes ganzheitlich und wir verbessern diese auch ganzheitlich! Kein Pferd kann in total art-untypischen Lebensumständen, in kranken Lebensumständen, in irgendeiner Weise gesund sein, werden oder bleiben! Und ein Lebewesen in absolut kranken Lebensumständen zu belassen, obwohl man als Verantwortlicher um die Konsequenzen für das Tier weiß, ist doch absolut widerlich.
Keine Angst vor Vergiftungen
Für jedes Lebewesen ist es existenziell notwendig, satt zu sein. Pferde im Grundfutter Heu und der Nährstoffzufur zu begrenzen um damit Symptome zu unterdrücken und unsichtbar zu machen, ist keine Option in unserem Stallmanagement. Tut man so etwas dennoch, passiert es logischer Weise, dass die Tiere aus lauter Not und Verzweiflung alles aufsammeln, was sie finden können, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet, um das Urbedürfnis, satt zu sein, zu stillen und um fehlende Nährstoffe aufzunehmen.
In einem der Spezies Pferd angepassten Stallmanagement, mit einem würdevollen Umgang und mit der dazugehörigen „artgerechten“ Ernährung, haben wir keine Angst, dass unsere Pferde sich durch das Aufnehmen von speziellen Pflanzen vergiften. Wir lassen z.B. weitestgehend das Jakobskreuzkraut auf den Weiden stehen, entfernen kein Efeu von Bäumen auf den Paddocks und haben keine Bedenken im Herbst, bzgl. Atypischer Weidemyopathie“.
Meine Pferde dürfen alles anknabbern und essen, was sie wollen. Ich vertraue ihnen mittlerweile wirklich blind, was das angeht. Aber das ist ein Prozess im Kopf eines jeden Pferdehalters, den er selbst durchleben muss. Nur eigene Erfahrungen machen euch sicher. Aber ihr müsst euch auch trauen anzufangen, solche Erfahrungen für eure Pferde und euch zuzulassen!
Umstellung & Heilungsprozess
Wenn Pferde bisher hungern mussten, dann werden sie, wenn sie nun die Gelegenheit bekommen, ziemlich sicher auffällig viel essen, einmal was die Mengen angeht und sie sind auch noch nicht so wählerisch, was die angebotene Vielfalt angeht. Aber sie sind eben nicht einfach gierig oder nimmersatt oder fressen blind und unbedacht drauf los – Nein! Stell dir vor du hast jahrelang fast nur von Brot und Wasser gelebt und dazu noch Sport gemacht. Die Pferde sind körperlich total ausgelaugt! Die Reserven an Nährstoffen, die ein Körper (auf Zellulärer Ebene) normalerweise wenigstens jährlich während der üppigen Wachstumsperiode der Natur auffüllt, sind oft warscheinlich das letzte Mal auf der Jährlingswiese halbwegs voll gewesen. Die Pferde essen wortwörtlich um ihr Leben. Das Pferd wird aber sehr schnell wählerischer werden, wenn seine Nährstoffdepos halbwegs wieder aufgefüllt sind und vieles Angebotene verschmähen, weil es eben nur das frisst, was es wirklich grade braucht.
Mit der neuerlichen Flut an bioverfügbaren Nährstoffen in Kombination mit einer anatomisch korrekten, funktionalen Hufbearbeitung und ständiger Möglichkeit zu artgerechter, also natürlicher Bewegung, wird im Pferd ein Prozess ausgelöst, mit weitreichenden Folgen.
Es geht im Prinzip um die Heilung des Stoffwechsels. Ein riesiges, sicher richtig kompliziertes Themengebiet wenn man das bis in`s kleinste Detail wirklich verstehen will. Der Einfacheit halber soll uns Wikipedia da mal schnell und unverbindlich weiter helfen:
„Als Stoffwechsel […] bezeichnet man die gesamten chemischen und physikalischen Vorgänge der Umwandlung chemischer Stoffe bzw. Substrate (z. B. Nahrungsmittel und Sauerstoff) in Zwischenprodukte und Endprodukte im Organismus von Lebewesen. Diese biochemischen Vorgänge dienen dem Aufbau, Abbau und Ersatz bzw. Erhalt der Körpersubstanz sowie der Energiegewinnung für energieverbrauchende Aktivitäten und damit der Aufrechterhaltung der Körperfunktionen und damit des Leben. […]“
Könnt ihr erahnen, welche weitreichenden, negativen Folgen es für ein Lebewesen hat, wenn man ständig mit künstlichen Stoffen und einer aufgezwungenen, gänzlich unnatürlichen Lebensweise auf es einwirkt? Und könnt ihr erahnen, wie ausufernd, anstrengend und beängstigend für uns Pferdehalter so ein Heilungsprozess beim eigenen Pferd sein kann, wenn wir uns trauen, ihn gänzlich zuzulassen und zu fördern? Das kann man nur wirklich erfassen, wenn man es selbst erlebt.
Pferde bzw. alle Lebewesen im allgemeinen, sind ihr Leben lang diversen Umweltgiften ausgesetzt. Wir werden geimpft, die Tiere regelmäßig entwurmt, Sedierungen, Medikamente, genetisch veränderte Nahrung, Nahrungszusätze für längere Haltbarkeit, Farbstoffe, völlig falsche (gelehrte!) Ernährungsgrundsätze, gänzlich ungeeignete Nahrungsmittel wie z.B. Heulage beim Pferd … all das ist Gift, das sich immer auch im Körper, tief in der Zellstruktur festsetzt und auf Dauer eines Lebens immer mehr wird und den Organismus belastet, genauer den Stoffwechsel, der permanent versucht, mit dem ganzen Giftmüll irgendwie klarzukommen.
Dazu kommt beim Pferd oft noch, dass eines ihrer wichtigsten metabolischen Organe, die Hufe, durch Unwissenheit, Vernachlässigung oder Manipulation durch Beschlag so massiv in ihrer Funktion eingeschränkt sind, dass sie ihre Arbeit nicht mehr verrichten können.
Die Pferde laufen auf Grund der üblichen, degenerierten Haltungsbedingungen zudem viel zu wenig und wenn, dann im Training völlig falsch und unnatürlich. Nicht selten haben Pferde mit „Job“ dauerhaft schmerzende, atrophierte Muskulatur auf Grund von falsch informierten, egozentrischen Pferde-Fachleuten, Besitzern und Reitern und ihren marzialischen Traingngsmethoden mit unpassender Ausrüstung. Alles in allem führen konventionelle Haltung, Ernährung und der Gebrauch der Pferde dazu, dass der Stoffwechsel früher oder später in die Knie geht und diverse Krankheitsbilder auftreten. Erste Anzeichen (Sympthome) sind Mauke, Kotwasser und Ekzeme, weiterführend haben wir Pferde, die schon massiv auf Diät gesetzt sind und trotzdem immer fetter werden… EMS, Cushing, Rehe, Raspe, Koliken … Welches „konventionell“ gehaltene Pferd leidet nicht irgendwann an diesen Krankheiten? Woran liegt das nur????
In der ersten Zeit der Umstellung von konventioneller, also oftmals sehr eingeschränkter Ernährung, auf umfassender, gar sehr üppige Fütterung kommt es meist zu massiven, sichtbaren Einlagerungen (Wasser, Fett, Giftstoffe) im Körper der Pferde. Sie werden teilweise richtig dick und wabbelig und diese Beulen und Polster verlagern sich auch immer wieder. Aber wenn man dem Pferd die Zeit gibt zu heilen, also dem Stoffwechsel und durch die Zeit geht, in der es eben Speckefett ausschaut, dann wird man erleben, dass sich der Stoffwechsel erholt und dann die ganzen Polster von Fett und Einlagerungen restlos abbaut. Zudem würde ich Pferde in der Umstellung immer durch einen guten Tierheilpraktiker unterstützen. Nicht jeder Körper ist von allein in der Lage, seine Probleme wieder zu regulieren. Ich zähle da voll auf Akupunktur. Das ist auch der Grund, warum ich in diesem Bereich die Ausbildung mache.
Die Neuregulation der Stoffwechselprozesse und damit die Heilung des Organismus dauert erfahrungsgemäß aber mehrere Jahreszyklen! Um so größer die Schäden im Pferd waren, um so „gruseliger“ kann das Pferd ausschauen und dann spielt da natürlich auch rein, wie man alles umsetzen kann. Ganz besonders essenziell ist die korrekte Hufpflege und Bewegung! Es gibt immer Fortschritte und auch Rückschritte, gute und weniger gute Phasen. Aber das Gewicht der Pferde reguliert sich. Man muss nur da durch. Das hat nichts mit EMS zu tun und erst recht nicht mit Hufrehe. Rehe kann trotzdem während der Umstellung ausgelöst werden. Aber die kommt nicht vom derzeitigen Übergewicht oder Futterangebot, sondern resuliert aus den Vorschäden in den Hufen und dem Stoffwechsel. Lest dazu bitte meinen Blog kleine Hufkunde.
Meiner eigenen Erfahrung nach nehmen die Pferde trotz ganzjährig vollem Nahrungsangebot, also mit täglicher Portion Nährstoffkörner, etwas Saftfutter, Kräutern und Grasen gehen mit dem beginnenden Fellwechsel von Winter zu Sommer langsam ab, ohne dass man sie zu Cardiotraining zwingen müsste. Aber konstante und moderate freie Bewegung und das Erarbeiten von gesunden Bewegungsmustern ist schon notwendig.
Die Pferde adaptieren direkt den natürlichen Gewichtszyklus, wenn man das zulässt, weil der Stoffwechsel heilt und dieser ist für die Gewichtsregulierung zuständig. Dadurch, dass sie nicht mehr mit Gift zugestopft werden, dafür aber alle nötigen Nährstoffe in bioverfügbarer Form erhalten, dass die Hufe ihre Funktion wieder erfüllen und sie sich endlich wieder mehr frei und natürlich bewegen, weil es ihnen körperlich und seelisch besser geht, können sie heilen. Voraussetzung sind natürlich auch im Winter artgerechte Lebensumstände im Offenstall, in der Herde, auf großer Fläche, die zu freiwilliger, stetiger Bewegung animiert. Die Herde bewegt das Pferd!
Das Pferd kann nur in dem Maße heilen, wie die Hufgesundheit und die tägliche Bewegungsmenge es erlauben!
Meiner eigenen Erfahrung nach ist das Frühjahr eines jeden Jahres die Zeit, in der man den Fortschritt der Genesung am deutlichsten sehen kann. Januar bis Mai nehmen die Pferde so unglaublich ab, von ganz allein, bei vollem Futterangebot. Ihre Körper werden straffer, Einlagerungs-Beulen werden kleiner oder verschwinden. Es wirkt wie ein Lifting. Und was ich auch sagen kann, in dieser Zeit ist jeder frische Grashalm Gold wert für das Pferd! Ich konnte nicht täglich grasen gehen, aber mit jedem Mal, wo wir 1-2 Stunden draussen waren und sie Gras fressen konnte, konnte ich am nächsten Tag eine sehr deutliche, positive, körperliche Veränderung in Richtung "Lifting" erkennen.
Mit dem Beginn der richtigen Weidesaison, wenn das frische Gras so viel wie möglich zur freien Verfügung steht, bei uns 24h-Weide, gehen die Pferde oft wieder auseinander. Aber das ist eher die Menge an Gras im Bauch und eventuell Gase. Geht weiter mit den Pferden spazieren, wenn sie auf der Weide nicht selbst genug laufen! Zum Abgasen, quasi. Das erneuerte an Gewicht und "Speck" zulegen passiert eigentlich erst ab dem Spätsommer bis in den ca. November und gehört zum normalen Gewichtszyklus der Pferde dazu. Durch die natürliche Fülle an Nahrungsangebot im Sommer und Herbst nehmen sie zu und zum Frühjahr hin durch ganz normale Stoffwechselvorgänge auch wieder ab. Dieser Vorgang funktioniert auch bei uns Menschen, wenn wir uns mit tatsächlich geeigneten Nahrungsmitteln ernähren und nicht hauptsächlich mit Weizen, Zucker, tierischen Fetten und unzähligen Stoffen, die wir so einzeln niemals freiwillig essen würden.
Ich möchte nochmal betonen, dass alles hier niedergeschriebene meine ganz eigenen Erfahrungen sind. Bei jedem individuellen Pferd-Mensch-Paar wird der Verlauf der Entwicklung etwas anders sein, je nach Umsetzungsmöglichkeiten. Ganz entscheidend ist auch die Hufgesundheit/ Entwicklung der Hufe bei wirklich kranken Hufen.
Das Pferd kann nur so schnell heilen, wie die Hufgesundheit und die tägliche Bewegungsmenge es erlauben.
Das Futter allein kann es niemals raus reißen, wenn Lebensumstände und Hufgesundheit nicht passen!
Das ganze Konzept kann nur aufgehen, wenn DU als verantwortlicher Pferdebesitzer VERSTEHST, was du da machst und auch selbst VERANTWORTUNG übernimmst für dein Pferd und den WILLEN hast, DICH für dein Pferd zu Ändern, besonders wenn du so sehr aus der konventionellen Reiterbrange kommst wie ich.