Miteinander Leben & voneinander Lernen
Wenn der Mensch seinem gehaltenen Pferd, trotz der Umstände der Gefangenschaft, ein möglichst sebstbestimmtes und würdevolles Leben zugesteht, wird es nicht nur ein ganzheitlich gesundes und lebenswertes Leben in unserer Obhut führen, auch wir selbst profitieren in allen Bereichen unseres Lebens von dem, was das Pferd uns dann Lehren kann. Man bekommt Zugang zu einer völlig anderen Realität. Am Beispiel meiner beiden Herzenspferde zeige ich euch, wie man die gesamte Art der Pferdehaltung und das Miteinander einfach mal ganz anders gestalten kann.
Barhufpflegerin mit Mission
Korrektur - Heilung - Gesund Erhaltung
Die Gesundheit eines Pferdes steht und fällt mit seiner Hufgesundheit! Gesunde, bzw. physiologisch korrekt geformte und damit funktionale Hufe sind jedem Pferd erst einmal angeboren. Und jedes neu geborene Pferdchen benötigt zum Erhalt seiner vier gesunden Hufe vom ersten Tag seines Lebens an genauso viel freie Bewegung auf vielseitigen Untergründen, wie ein ausgewachsenes Pferd und in den allermeisten Fällen auch bald Unterstützung durch anatomisch korrekte Hufbearbeitung des Menschen. Denn alle Hufprobleme entstehen erst dadurch, dass wir Menschen die Pferde dauerhaft auf begrenzten Flächen halten und damit das natürliche Gleichgewicht, dass zur Erhaltung gesunder Hufe nötig ist, stören.
Bewegungsosteopathie für Pferde
(Wieder) Freude an der Bewegung!
Die Bewegungsosteopathie (BO) ist DAS Mittel der Wahl, Jungpferde präventiv auf ihre unnatürlichen Aufgaben als Reitpferde vorzubereiten, sowie bestehende bekannte und unbekannte Symptomatiken bei adulten und alten Pferden zu rehabilitieren. Dazu zählen kompensatorische, verschleißfördernde Bewegungsmuster, undefinierte Lahmheiten, chronische Atemprobleme und auch psychische Auffälligkeiten (Depressiv, Aggressivität).
Denn die BO geht in der Tiefe an die Ursache heran und bring im Zuge der "BOhandlung" kollaterale Heilungsmechanismen in Gang.
Wer wir sind ...
Unser Pferd-Pferd-Mensch-Trio besteht aus mir selbst natürlich, dem menschlichen Part mit dem Internetanschluss und gewissen Grundrechten (glücklicher Weise heutzutage von Geburt an damit ausgestattet), die es mir ermöglichen, tatsächlich ein selbstbestimmtes und freies Leben zu führen - anders, als es eben bei unseren Tieren der Fall ist. Man nennt mich Bella, ich bin 33 Jahre jung und lebe zusammen mit meinem Pferden auf einem wunderschönen Hof mitten im Münsterland. Meine Herzenspferde sind die Stuten Nina und Rafah. Nina, der süße Blondschopf, ist mittlerweile 28 Jahre alt und sie gehört ihr halbes Leben schon an meine Seite. Rafah n ́Ait Itran, so ihr voller Name, ist unser "Baby", ein Berber-Pferd, geboren 2018. Sie kannte meine Stimme schon, als sie noch ein winzig kleiner Haufen Zellen im Bauch ihrer Mama war.
Ich selbst bin ausgebildete Hufheilpraktikerin und befinde mich zur Zeit in der Ausbildung zum Bewegungsosteopathen für Pferde. Ich will in der Tiefe verstehen, warum sich die ganze Bandbreite der Probleme in unserer Pferdehaltung ergeben und ich will sie lösen können, bzw. Prävention betreiben. Für meine eigenen Pferde und für alle, die ich hierüber oder persönlich erreichen kann.
Auf dieser Homepage findest du meine persönlichen Erkenntnisse und Erfahrungen aus den knapp 14 Jahren eigener Pferdehaltung. Früher war ich ein ganz "normales" Pferdemädchen und Reiterin, wie sie zu Hauf in jedem Stall rumlaufen. Doch vor einigen Jahren hat sich dann etwas geändert - mein Blick auf die Pferde und das Gefühl dabei.
Ich bin zu tiefst davon überzeugt, dass unsere gehaltenen Pferde (und alle anderen gehaltenen Tiere auch) genauso das Recht auf Respekt, Achtung ihrer natürlichen Bedürfnisse und Selbstbestimmung haben, wie wir Menschen. Kein Tier ist uns irgendetwas schuldig und muss sich uns unterordnen, nur weil die Spezies Mensch jetzt grade diesen Planeten dominiert. Ich versuche bei allem einen Spagat hinzubekommen, um den Pferden das größtmögliche Maß an Selbstbestimmung zu schenken und dabei gleichzeitig die Mängel in der Haltung auszugleichen, durch die nun mal begrenzten Flächen und Bewegungsanreize, die ihrer Gesunderhaltung massiv entgegen wirken.
Nina genießt ihren Lebensabend nur noch innerhalb der Paddocktrailanlage und auf unseren Weiden. Wir gehen nur noch sehr selten ausserhalb spazieren. Anderweitig bewegt wird sie von mir nicht mehr. Sie hat da einfach keine Affinität für - hatte sie noch nie. Sehr untypisch für ein Pferd, aber heute kann ich das akzeptieren.
Rafah dagegen ist ein reines Energiebündel und für jeden Spaß zu haben. Wir machen vor allem viele kleine Spaziergänge und ausgedehnte Wanderungen. Dafür fahren wir auch mit dem Anhänger mal woanders hin. Sie hat auch Freude am Tricks lernen, am Springen und der Bodenarbeit. Und wir machen auch regelmäßig Radtouren zwischen 10 und 30 Kilometern.
Ständige, stetige, also gleichmäßige Bewegung ist für ein gesundes Pferdeleben absolut unerlässlich. Bewegung kommt meiner Meinung nach noch vor der Ernährung und der Hufbearbeitung. Ohne die notwendige Bewegung hilft alles andere überhaupt nichts. Die Spezies Pferd ist bis in jede kleinste Faser ihres Körpers auf Bewegung ausgelegt. Stillstand bedeutet Krankheit. Aber das ist nicht durch gezielt forcierte Bewegung durch den Menschen realisierbar, bzw. wen wir andauernd das Pferd nach unseren Vorstellungen zwangsbewegen, hat das überhaupt nichts mehr mit Selbstbestimmung und Würde zu tun. Zudem setzt uns dieses "ich muss das Pferd noch bewegen" tagtäglich massiv unter Druck. Das führt zu Stress und Frust und der Spaß am Umgang mit dem Pferd verfliegt gänzlich - dem Pferd vergeht dabei übrigens auch jegliche Freude am Zusammensein mit seinem Menschen. Wir brauchen also endlich mehr vernünftig durchdachte Offenstallkonzepte mit Bewegungsanreizen!
So, nun wünsche ich euch viel Freude beim Lesen und der Umsetzung von dem, was ihr vielleicht für euch und eure Pferde mitnehmen könnt.
Liebe Grüße, Bella
Naturorientierte & selbstbestimmte Lebensweise für unsere Hauspferde
An dieser Stelle möchte ich euch die Grundzüge einer etwas anderen Lebensweise für Pferde mitgeben, als man sie in Deutschland üblicherweise antrifft - eine naturorientierte & selbstbestimmte Lebensweise. Ich bin zusammen mit meinem Pferden nur ein einziges Beispiel für dessen Umsetzung und sicherlich nicht als Maßstab zu sehen. Vielmehr möchte ich einfach eine Inspiration für euch sein und zeigen, dass es möglich ist, solch eine freiere Lebensweise für seine Pferde zu verwirklichen, um euch damit über anfängliche Ängste und Unsicherheiten hinwegzuhelfen.
Bei Umstellung des Stallmanagement von Pferden von dem, was als normal und üblich gilt in unseren Breitengraden, auf das, was ich sehr umfassend betreibe, ist es unabdingbar, dass ihr sämtliche Alltagsbereiche der Pferde, die gesamten Lebensumstände der Vergangenheit bis zum Jetzt, zusammenhängend betrachtet und nicht einzeln und losgelöst voneinander.
- bisherige Nutzung (Art und Intensität der Nutzung lassen darauf schließen, wie schwer die psychischen und physichen Schäden des Pferdes wiegen)
- Haltungsbedingungen (Boxen-/ Herdenhaltung, Weidezugang, häufige Stallwechsel,...)Hufe & Hufgesundheit (z.B. Beschlagen, fühlige Barhufe, chronische Rehe, Strahlfäule, Mauke, ...)
- vorhandene körperliche Sympthome und Krankheitsbilder (ungeklärte Lahmheiten, Ekzem, Husten, Kotwasser, Koliker, ...)
- psychischer Zustand (in sich gekehrt, total aufgedreht, aggresiv, ...)
- Fütterung (Grundfutter Heu begrenzt zur Verfügung, wird vllt. sogar Heulagegegeben, wie viel Weidezugang hat das Pferd, Was wird sonst noch gefüttert?)
- Wie häufig wird/ wurde mit chemischen Mitteln geimpft und entwurmt? Medikamente (Prascend, Krampflöser, Schmerzmittel)?
Nur durch eine ganzheitliche und ungeschönte Betrachtung könnt ihr herausfinden und verstehen, warum bestimmte Probleme und Symptome auftreten und wie ihr eurem Pferdhelfen könnt. Ein jeder Organismus funktioniert in sich und mit seiner natürlichen Umwelt im perfekten Zusammenspiel – wenn wir Menschen nicht mit unseren ständigen besserwisserischen, unnatürlichen Zwangsmaßnahmen eingreifen würden. Alle Krankheitsbilder, Symptome und psychischen Störungen unserer Hauspferde sind die Summe aller Ernährungs-, Haltungs-und Behandlungsfehler, die wir ihnen in ihrem Leben bisher zugemutet haben. Die bekanntesten, Angst schürenden Begrifflichkeiten sind hier Kolik, Hufrehe, Athrose, EMS, Cushing, das Koppen, etc. Wenn der Mensch zur Besinnung kommt und seinem Pferd das bietet, was es wirklich braucht für ein annähernd artgerechtes Leben in Gefangenschaft, dann stehen die Chancen sehr gut, dass man mit diesen Zivilisationskrankheiten bald nichts mehr zu tun hat. Die Pferde werden in diesem Stallmanagement „heilen“, soweit es ihren geschundene Körper und Seelen noch zulassen.
Das Recht auf ein pferdiges Leben - geboren um zu laufen
Wir Pferdehalter müssen die Lebensumstände unserer Pferde so artgerecht gestalten, wie es uns in den jeweiligen Umständen eben möglich ist. Aber artgerecht ist so ein Wort, da lässt sich wieder super drüber streiten. Je nachdem, auf welchem Wissenspool unsere bisherige Meinung basiert und was wir ganz individuell in den Pferden sehen, werden wir ganz unterschiedliche Vorstellungen von „artgerecht“ haben. Hier meine Definition:
Alle Pferde brauchen zum einen stets und ständig sehr viel Platz für freie, natürliche, selbst bestimmte Bewegung und zudem eine gesunde Herdenstruktur, in der sie sich wohl fühlen im täglichen miteinander leben und wandern.
Lebensumstände, wie ständig abgegraste Wiesen, generell Futterknappheit, langweilige Paddocks, zu viele gereizte Pferde auf kleinen Flächen und Separation in Boxen sind nicht vereinbar mit den Bedürfnissen von Pferden. Auch ein Pferd durch Reiten oder Longieren Zwangsweise zu bewegen, hat weder etwas mit artgerecht, noch mit Gesunderhaltung oder gar mit Freundschaft oder Vertrauen zu tun.
All zu oft werden Pferde von uns Menschen körperlich und psychisch misshandelt und können nur stumm ihr Schicksal ertragen. Wie viele Pferde fristen ihr Dasein in winzigen Zellen und leiden unter Fehl- und Mangelernährung. Das Benutzen der Pferde, damit wir selbst uns wohl oder besser fühlen, Spaß haben oder mit ihnen Profit machen, ist nichts anderes als früher mal die Sklaverei für gewissen äthnische Menschengruppen war.
In Freiheit hat jedes Pferd die Möglichkeit, seine Gemeinschaft zu verlassen. Niemand wird gezwungen zu bleiben und zu folgen. In Gefangenschaft ist das anders. Wir Menschen „besitzen“ die Tiere und verfügen über alle Aspekte ihres Lebens. Ich persönlich versuche meine Pferde in alle Entscheidungen, die sie betreffen, mit einzubeziehen, bzw. sie selbst die Entscheidungen treffen zu lassen, wo immer es mir möglich ist.
Und ich verurteile auch niemanden, der sein Pferd nicht so hält oder behandelt, wie ich das für richtig empfinde. Es steht niemandem zu, über Andere zu urteilen. Jeder von uns trägt sein Päckchen mit sich und macht da halt das draus, was ihm möglich ist. Und ich setze mich auch ab und zu nochmal auf`s Pferd. Wenn wir z.B. auf gemeinsamen Wandertouren unterwegs sind oder vom Grasen auf dem Heimweg sind, frage ich sie schon mal, ob ich für ein Stück des Weges auf ihren Rücken klettern und mich tragen lassen darf. Für mich sind diese kurzen und seltenen Momente ein unglaublich schönes Geschenk und ich bin ihnen sehr dankbar.
Ernährung
ALLE Pferde, gefangen gehaltene genauso wie wild lebende, haben angeborene Essinstinkte. Das heißt, sie lernen nicht von den Alttieren einer Herde, was sie essen können und was nicht. Sie wissen es instinktiv, so wie sie auch instinktiv das Euter der Mutter suchen und finden. Auf Tatsache der „intakten Essinstinkte“ basiert die Ernährung unserer Hauspferde im AL-Stallmanagement – völlig Unabhängig von Rasse, Alter, Geschlecht, bisheriger Lebensweise und Nutzung der Pferde.
Die Grundlage der Ernährung für unsere Hauspferde ist Heu – gemäht von Wiesen, die reich an verschiedenen Gräsern und Kräutern verschiedener Reifestadien sind. Dieses Grundfutter muss den Pferden immer, Sommer wie Winter, in unbegrenzter Menge (ad libidum) und frei zugänglich zur Verfügung stehen (keine engmaschigen Heunetze). Idealerweise bietet man seinen Pferden einige verschiedene Sorten Heu an, z.B. aus verschiedenen Anbauregionen, von unterschiedlichen Böden, unterschiedlicher Pflanzenbestand, Luzerneheu. Auf gar keinen Fall füttern wir sowas wie Heulage. Das ist reinster Giftmüll für den Organismus!
Beim Weidezugang muss ja fast jeder Pferdehalter arge Kompromisse machen, je nach Region. Darum steht er hier erst an zweiter Stelle, obwohl ja eigentlich die lebendigen Pflanzen die natürliche Hauptnahrungsquelle für Pferde sein sollten. Ideal wäre es natürlich, wenn wir auch die Weide ganzjährig und uneingeschränkt zur Verfügung stellen können. Richtig gute Pferdeweiden sollten genau wie das Heu, reich an verschiedensten Arten von Gräsern sein und idealer Weise auch Busch- & Baumbestand aufweisen, von dem sich die Pferde bedienen können. Umso weniger Weide wir zur Ernährung unserer Pferde haben, um so mehr müssen wir dafür sorgen, dass wir mit ihnen raus gehen in die freie Natur, damit sie an der Hand ihrem Bedürfnis nach Grasen nachgehen können und sich auch sonst allen nötigen Pflanzen und andere Dinge zur Nährstoffversorgung suchen können. Wenn wir also mit unseren Pferden wandern gehen, dann hat das neben geziehlter Bewegung auch immer den Sinn, den Pferden die Möglichkeit zu geben, sich aus der Natur die Pflanzen zu suchen, die sie auf der heimischen Weide nicht finden.
Pferde völlig ohne Weide, das Grasen und frische Pflanzenkost leben zu lassen, finde ich absolut inakzeptabel!
Des Weiteren stellen wir unseren Pferden neben den Sämereien Hafer, Hanfsamen und Sonnenblumenkernen auch eine breite Auswahl an Obst und Gemüse und Kräutern zur Verfügung, besonders im Herbst und Winter. Wir geben kein zusammengemischtes Mineralfutter, sondern immer einzelne Naturstein-Minerale.
Jeder einzelne Pferdehalter setzt die aufgezählten Punkte des Stallmanagements so um, wie es ihm unter seinen individuellen Umständen eben möglich ist. Keiner muss sich schlecht oder schuldig fühlen, weil etwas nicht oder noch nicht möglich ist. Jeder einzelne kleine Schritt in Richtung „artgerechter“ ist Einer, den dir dein Pferd sichtbar danken wird.
Warum „füttern“ wir so?
Freie Pferde würden in einer Welt mit weniger Menschen und Bebauung in der freien, ursprünglichen Natur unglaublich viele verschiedene Pflanzen zur Ernährung finden – ganz egal in welchem Teil der Welt. Pferde ernähren sich, wie alle anderen Lebewesen auch, mit den Jahreszeiten, unglaublich vielfältig von allen Möglichen Pflänzchen, Gräsern, Kräutern & Unkräutern, Blumen, Büschen, Wurzeln, Rinden, Blättern, Früchten, Sämerein, Knospen, usw., in den verschiedenen Wachstums- und Reifestadien. Nicht zu Vergessen sind die besonderen Erden (verschiedene Mineralhaltige Böden) und die Insekten, die sie beim Grasen in der Summe aufnehmen!
Die Summe aus dieser Vielfalt bietet Ihnen genau das, was sie brauchen um gesund durch’s Leben zu kommen. Das erste junge, saftige, kräftig sprießende Gras im Frühling ist genauso wichtig für die Tiere wie das überständige, lebendige Heu im Winter unter der Schneedecke. Ab dem Sommer bis in den späten Herbst gibt es ausgereifte Gräser und die Bäume und Sträucher tragen Früchte. Das vorhandene, gehaltvolle Nahrungsangebot bedingt, dass alle Pflanzenfresser in dieser Zeit ordentlich an Körpermasse zulegen. Die Natur hat das genau so eingerichtet, damit die Tiere die lange und mitunter harte Zeit bis zur nächsten Wachstumsperiode der Pflanzenwelt überleben können. In dieser Zeit sind Stuten in der Regel tragend, versorgen also von den Reserven ihre ungeborenen und säugen eventuell noch ihr letztes Fohlen. Ebenso stehen ab den Sonnenwenden (mitte Juni & mitte Dezember) resourcenbindende Fellwechsel an. Ebenso müssen jederzeit Krankheiten, Verletzungen und Parasiten bekämpft werden können. Ein ausgehungerter Körper hätte all dem nicht viel entgegen zu setzen.
Die wirkliche, von uns Menschen unberührte, wilde Natur ist nicht völlig leer und kahl im Winter. Es findet sich immer noch langes, stehengebliebenes Gras (lebendiges Heu), heruntergefallene Früchte, Laub, Moose, Flechen, Rinden, Wurzeln, Flechten. Die Natur wie wir sie kennen, so aufgeräumt, ist nicht das, was normal wäre, ohne uns!
Mit den Pferden wandern für eine wirklich artgerechte Ernährung
Wenn wir für unsere Hauspferde also die Ernährung wie beschrieben umsetzen, dann mit dem Hintergrund, die fehlende Vielfalt und damit den Mangel an Nährstoffen zu kompensieren. Unsere Hauspferde sind eben nicht frei, können nicht mit den Jahreszeiten wandern in Gebieten, die aus menschlicher Sicht unendlich erscheinen, für die Tiere aber notwendig wären. Unsere Pferde werden ebend gefangen gehalten und müssen mit dem, was wir ihnen gnädiger Weise zukommen lassen, ÜBERLEBEN.
Nun könnt ihr aber nicht einfach nur euer Pferd gesund „füttern“. Wir betrachten, wie zu Beginn geschrieben, die Lebensumstände des Pferdes ganzheitlich und wir verbessern diese auch ganzheitlich! Kein Pferd kann in total art-untypischen Lebensumständen, in kranken Lebensumständen, in irgendeiner Weise gesund sein, werden oder bleiben! Und ein Lebewesen in absolut kranken Lebensumständen zu belassen, obwohl man als Verantwortlicher um die Konsequenzen für das Tier weiß, ist doch absolut widerlich.
Keine Angst vor Vergiftungen
Für jedes Lebewesen ist es existenziell notwendig, satt zu sein. Pferde im Grundfutter Heu und der Nährstoffzufur zu begrenzen um damit Symptome zu unterdrücken und unsichtbar zu machen, ist keine Option in unserem Stallmanagement. Tut man so etwas dennoch, passiert es logischer Weise, dass die Tiere aus lauter Not und Verzweiflung alles aufsammeln, was sie finden können, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet, um das Urbedürfnis, satt zu sein, zu stillen und um fehlende Nährstoffe aufzunehmen.
In einem der Spezies Pferd angepassten Stallmanagement, mit einem würdevollen Umgang und mit der dazugehörigen „artgerechten“ Ernährung, haben wir keine Angst, dass unsere Pferde sich durch das Aufnehmen von speziellen Pflanzen vergiften. Wir lassen z.B. weitestgehend das Jakobskreuzkraut auf den Weiden stehen, entfernen kein Efeu von Bäumen auf den Paddocks und haben keine Bedenken im Herbst, bzgl. Atypischer Weidemyopathie“.
Meine Pferde dürfen alles anknabbern und essen, was sie wollen. Ich vertraue ihnen mittlerweile wirklich blind, was das angeht. Aber das ist ein Prozess im Kopf eines jeden Pferdehalters, den er selbst durchleben muss. Nur eigene Erfahrungen machen euch sicher. Aber ihr müsst euch auch trauen anzufangen, solche Erfahrungen für eure Pferde und euch zuzulassen!
Umstellung & Heilungsprozess
Wenn Pferde bisher hungern mussten, dann werden sie, wenn sie nun die Gelegenheit bekommen, ziemlich sicher auffällig viel essen, einmal was die Mengen angeht und sie sind auch noch nicht so wählerisch, was die angebotene Vielfalt angeht. Aber sie sind eben nicht einfach gierig oder nimmersatt oder fressen blind und unbedacht drauf los – Nein! Stell dir vor du hast jahrelang fast nur von Brot und Wasser gelebt und dazu noch Sport gemacht. Die Pferde sind körperlich total ausgelaugt! Die Reserven an Nährstoffen, die ein Körper (auf Zellulärer Ebene) normalerweise wenigstens jährlich während der üppigen Wachstumsperiode der Natur auffüllt, sind oft warscheinlich das letzte Mal auf der Jährlingswiese halbwegs voll gewesen. Die Pferde essen wortwörtlich um ihr Leben. Das Pferd wird aber sehr schnell wählerischer werden, wenn seine Nährstoffdepos halbwegs wieder aufgefüllt sind und vieles Angebotene verschmähen, weil es eben nur das frisst, was es wirklich grade braucht.
Mit der neuerlichen Flut an bioverfügbaren Nährstoffen in Kombination mit einer anatomisch korrekten, funktionalen Hufbearbeitung und ständiger Möglichkeit zu artgerechter, also natürlicher Bewegung, wird im Pferd ein Prozess ausgelöst, mit weitreichenden Folgen.
Es geht im Prinzip um die Heilung des Stoffwechsels. Ein riesiges, sicher richtig kompliziertes Themengebiet wenn man das bis in`s kleinste Detail wirklich verstehen will. Der Einfacheit halber soll uns Wikipedia da mal schnell und unverbindlich weiter helfen:
„Als Stoffwechsel […] bezeichnet man die gesamten chemischen und physikalischen Vorgänge der Umwandlung chemischer Stoffe bzw. Substrate (z. B. Nahrungsmittel und Sauerstoff) in Zwischenprodukte und Endprodukte im Organismus von Lebewesen. Diese biochemischen Vorgänge dienen dem Aufbau, Abbau und Ersatz bzw. Erhalt der Körpersubstanz sowie der Energiegewinnung für energieverbrauchende Aktivitäten und damit der Aufrechterhaltung der Körperfunktionen und damit des Leben. […]“
Könnt ihr erahnen, welche weitreichenden, negativen Folgen es für ein Lebewesen hat, wenn man ständig mit künstlichen Stoffen und einer aufgezwungenen, gänzlich unnatürlichen Lebensweise auf es einwirkt? Und könnt ihr erahnen, wie ausufernd, anstrengend und beängstigend für uns Pferdehalter so ein Heilungsprozess beim eigenen Pferd sein kann, wenn wir uns trauen, ihn gänzlich zuzulassen und zu fördern? Das kann man nur wirklich erfassen, wenn man es selbst erlebt.
Pferde bzw. alle Lebewesen im allgemeinen, sind ihr Leben lang diversen Umweltgiften ausgesetzt. Wir werden geimpft, die Tiere regelmäßig entwurmt, Sedierungen, Medikamente, genetisch veränderte Nahrung, Nahrungszusätze für längere Haltbarkeit, Farbstoffe, völlig falsche (gelehrte!) Ernährungsgrundsätze, gänzlich ungeeignete Nahrungsmittel wie z.B. Heulage beim Pferd … all das ist Gift, das sich immer auch im Körper, tief in der Zellstruktur festsetzt und auf Dauer eines Lebens immer mehr wird und den Organismus belastet, genauer den Stoffwechsel, der permanent versucht, mit dem ganzen Giftmüll irgendwie klarzukommen.
Dazu kommt beim Pferd oft noch, dass eines ihrer wichtigsten metabolischen Organe, die Hufe, durch Unwissenheit, Vernachlässigung oder Manipulation durch Beschlag so massiv in ihrer Funktion eingeschränkt sind, dass sie ihre Arbeit nicht mehr verrichten können.
Die Pferde laufen auf Grund der üblichen, degenerierten Haltungsbedingungen zudem viel zu wenig und wenn, dann im Training völlig falsch und unnatürlich. Nicht selten haben Pferde mit „Job“ dauerhaft schmerzende, atrophierte Muskulatur auf Grund von falsch informierten, egozentrischen Pferde-Fachleuten, Besitzern und Reitern und ihren marzialischen Traingngsmethoden mit unpassender Ausrüstung. Alles in allem führen konventionelle Haltung, Ernährung und der Gebrauch der Pferde dazu, dass der Stoffwechsel früher oder später in die Knie geht und diverse Krankheitsbilder auftreten. Erste Anzeichen (Sympthome) sind Mauke, Kotwasser und Ekzeme, weiterführend haben wir Pferde, die schon massiv auf Diät gesetzt sind und trotzdem immer fetter werden… EMS, Cushing, Rehe, Raspe, Koliken … Welches „konventionell“ gehaltene Pferd leidet nicht irgendwann an diesen Krankheiten? Woran liegt das nur????
In der ersten Zeit der Umstellung auf das AL-Stallmanagement kommt es meist zu massiven, sichtbaren Einlagerungen (Wasser, Fett, Giftstoffe) im Körper der Pferde. Sie werden teilweise richtig dick und wabbelig und diese Beulen und Polster verlagern sich auch immer wieder. Aber wenn man dem Pferd die Zeit gibt zu heilen, also dem Stoffwechsel und durch die Zeit geht, in der es eben Speckefett ausschaut, dann wird man erleben, dass sich der Stoffwechsel erholt und dann die ganzen Polster von Fett und Einlagerungen restlos abbaut.
Das dauert erfahrungsgemäß aber mindestens einen ganzen Jahreszyklus! Um so größer die Schäden im Pferd waren, um so „gruseliger“ kann das Pferd ausschauen und dann spielt da natürlich auch rein, wie man alles umsetzen kann. Ganz besonders essenziell ist die korrekte Hufpflege! Es gibt immer Vortschritte und auch Rückschritte, gute und weniger gute Phasen. Aber das Gewicht der Pferde reguliert sich. Man muss nur da durch. Das hat nichts mit EMS zu tun und erst recht nicht mit Hufrehe. Rehe kann natürlich trotzdem während der Umstellung entstehen. Aber die Rehe kommt nicht vom derzeitigen Übergewicht oder Futterangebot, sondern resuliert aus den Vorschäden in den Hufen. Lest dazu bitte meinen Blog kleine Hufkunde.
Meiner eigenen Erfahrung nach, basierend auf Ninas Heilungsprozess, nehmen die Pferde trotz ganzjährig vollem AL-Nahrungsangebot, also mit täglicher Portion Nährstoffkörner, Saftfutter, Kräutern und Grasen gehen mit dem beginnenden Fellwechsel von Winter zu Sommer langsam ab, ohne dass man sie zu irgendeinem Training zwingen müsste. Sie adaptieren direkt den natürlichen Gewichtszyklus, weil der Stoffwechsel heilt und dieser ist für die Gewichtsregulierung zuständig. Dadurch, dass sie nicht mehr mit Gift zugestopft werden, dafür aber alle nötigen Nährstoffe in bioverfügbarer Form erhalten, dass die Hufe ihre Funktion wieder erfüllen und sie sich endlich wieder mehr frei und natürlich bewegen, weil es ihnen körperlich und seelisch besser geht, können sie heilen. Vorraussetung sind natürlich auch im Winter artgerechte Lebensumstände im Offenstall, in der Herde, auf großer Fläche, die zu freiwilliger, stetiger Bewegung animiert. Die Herde bewegt das Pferd!
Heilungsprozess
im Academia Liberti -Stallmanagement
- Falldokumentation Nina -
An dieser Stelle zeige ich die körperliche Entwicklung, den Heilungsprozess des Stoffwechsels und damit die Heilung des gesamten Organismus, meiner Haflinger-Stute Nina, die mit Umstellung auf das "Academia Liberti-Stallamanagement" (Im Folgenden mit "AL" benannt) erfolgt ist. Ich gebe euch erst einen kurzen Überblick ihrer Ausgangssituation durch die Lebensumstände "vor AL" und vor allem für den Verlauf ab Umstellung auf AL teile ich wichtige Eckdaten zu Ernährung, Bewegung, Zustand der Hufe und Vor- und Rückschritten mit.
Ein Pferdehalter, der die Lebensweise seiner Tiere ganzheitlich auf dieses Stall- & Fütterungsmanagement umstellt und konsequent dabei bleibt, durchlebt mit ihnen einige enorme Veränderungen, besonders in Bezug auf die Proportionen des Pferdekörpers, was von Außenstehenden oft sehr kritisch betrachtet und kommentiert wird. Dem muss man als Pferdehalter gewachsen sein bzw. entweder man wächst daran, oder man fällt zurück in die konventionellen Schemata. Dem kann man jedoch mit viel innerer Ruhe, guter Beobachtungsgabe und eigenverantwortlichem Denken und Handeln entgegenwirken.
Ich bin mit meiner Haflinger-Stute Nina mit der Umstellung der Lebensweise von "sehr konventionell" auf "AL" gestartet, als sie fast 24 Jahre alt war. Sie hatte mannigfaltige körperliche Probleme und mir ist damals auch nicht entgangen, dass sie schon vor langer Zeit aufgehört hat, von innen heraus zu leuchten und ihr Leben zu lieben. Von vielen Seiten prophezeite man mir, dass das AL-Stallmanagement ihr Tod sein würde. Akute Verfettung und Hufrehe würden drohen. Man schickte mir auch das Vet-Amt auf den Hof. Und trotzdem haben wir es durchgezogen und geschafft, weil ich trotz der Stimmen und den auch zeitweise ungünstigen Begleiterscheinungen gesehen habe, dass sie ihr Lebenslicht und ihre Freude wieder findet. Heute ist sie 28 Jahre alt und erfreut sich ihrer neu gewonnenen Lebensqualität.
Nina im August 2021
Ninas "konventionelles" Leben vor dem AL-Stallmanagement
Sie wurde im Mai 1994 geboren und von ihrem Züchter in den ersten 8 Lebensjahren hauptsächlich als Kutschpferd genutzt, war also wahrscheinlich schon früh komplett mit Hufeisen beschlagen.
Dann wurde sie verkauft und lebte die nächsten Jahre mit einem Ponykumpel in einem einfachen Planquadrat-Offenstall mit Nachts Box, kleiner Sommerweide, Müsli als Hauptnahrung, kaum Raufutter, aber auch kaum Nutzung und Pflege der Pferde. Zweimal im Jahr kam der Hufschmied. 2008 war Nina 14 Jahre alt und ich habe begonnen mich um die Pferde zu kümmern und Nina zu reiten. Die Pferde bekamen von mir in den nächsten 4 Jahren portioniertes Heu aus Netzen, Müsli, Hafer, günstige Mineralfutterpellets und ich habe es nach einiger Zeit geschafft, ihnen ganzjährigen Weidegang zu ermöglichen, bzw. im Winter dann halbtags.
Ab 2009 wurde Nina von Frühjahr bis Winteranfang an allen 4 Hufen beschlagen, damit ich sie ausgiebig im Gelände reiten/ nutzen konnte. Sie war die nächsten Jahre immer wieder undefiniert lahm auf der Hinterhand. Ich sah in solch einem Fall immer für einige Zeit vom Reiten ab, bis es wieder besser war. Wir gingen dann nur spazieren oder ich habe sie longiert. Dass das Reitergewicht und die geforderte, körperliche Belastung die Ursache für die immer wieder kehrende Lahmheit war, habe ich nicht realisiert - und auch kein Tierarzt oder Osteopath.
Im September 2012 habe ich Nina zusammen mit ihrem Ponyfreund vom eigenen Offenstall in einen konventionellen Pensionstall umgesiedelt (mittlerweile gehörte sie offiziell mir), mit halbtags Sommerweide bzw. Winterpaddock und Nachts Box. Wobei die Nacht sich für solche Pferde üblicherweise auf 12-18 Stunden ausdehnt. Ausserdem wurde Heulage gefüttert und 4 mal jährlich war kollektives, chemisches Entwurmen pflicht (Das erste mal für sie überhaupt).
Ich kann heute nicht mehr genau erklären, was mir da in den Kopf gekommen ist, solche Umstände für Annehmbar zu erachten.
Die Eingliederung in die neue Herde löste bei Nina eine starke Colitis X aus, an der sie beinahe gestorben wäre. Sie war ca. 8 Tage in der Tierklinik. Seit dieser Kolik hatte Nina starke Probleme beim Anweiden, generell mit frischem Gras, bekam langanhaltenden Durchfall und Kotwasser und im Winter generell Kotwasser. Vor dieser Kolik waren weder Durchfall noch Kotwasser jemals ein Thema.
In Folge der hohen Klinik-Kosten habe ich mich von dem zweiten Pony getrennt. Nina hat mindestens ein halbes Jahr unglaublich stark getrauert und auch in den Jahren danach noch sehr unter dem Verlust gelitten. Aus heutiger Sicht würde ich das alles am Liebsten rückgängig machen, aber damals habe ich keine andere Lösung gesehen. Nina nahm im Winter 2012/13 wegen der wirklich super beschissenen Gesamtumstände unglaublich stark ab und auch in den folgenden Jahren nicht mehr richtig zu. Sie wog ganzjährig so um die 420 Kilo und war weiterhin geplagt von starkem, dauerhaften Durchfall und Kotwasser. Die Hufe wuchsen seit der Kolik auch kaum noch nach und waren von sehr schlechter Hornqualität. Nina barhuf laufen lassen war überhaupt nicht nicht mehr möglich (dachte ich), allerdings hielten die Hufeisen aber auch nicht mehr und mussten immer höher genagelt werden. Letztendlich stand sie auf Silikon unterspritzen Gummieinlagen auf ihren Hufeisen und konnte trotzdem kaum noch laufen.
2013 folgten zwei Stallwechsel, einer im Juli und einer im Oktober. Letzterer in einen Aktivlaufstall - eine Verzweiflungstat - back to the roots. Entweder sie erholt sich in pferdewürdigen Lebensumständen oder ich hätte sie erlöst.
Die Hufeisen kamen runter und sie erholte sich doch wirklich schnell durch das Bewegungskonzept. Die kommenden 5 Jahre verbrachte sie dann dort in einer 40-45 Pferde umfassende Herde auf ca. 1,5 Ha Paddocktrailanlage, mit Computergesteuerter Fütterung von Heu, Hafer und Mineralfutterpellets, sowie halbtags Sommerweide.
Das eine Problem hatten wir so in den Griff bekommen, ein anderes dafür forciert. Nina war bisher nie geimpft worden und hatte auch keinen Pass. Um dort einzustallen, musste sie aber grundimmunisiert werden gegen Influenza, Tetanus und Herpes und dann natürlich jährlich aufgefrischt. Und die 4 chemischen Wurmkuren jedes Jahr waren auch hier obligatorisch.
Sie bekam von mir neben dem Futter über die Automaten immer noch Möhren und Mash und grade im Winter waren wir viel spazieren und grasen. Das Problem mit dem ganzjährigen Durchfall und Kotwasser begleitete uns auch all die Jahre hartnäckig.
Im Laufe des Sommers 2014 wurde Nina erstmals seit 4 Jahren konstant lahmfrei, bzw. wurde ihre Kurztrittigkeit und steifheit als „ist eben so“ abgetan und drüber hinweg trainiert, was den Zustand schon auch verbesserte. Sie wurde seither, bis wir 2018 zu AL kamen, ganzjährig täglich gearbeitet, davon 3-4 mal die Woche geritten. Gelände, Gymnastizieren, Bodenarbeit, Longe, Kutsche Fahren, Stangenarbeit, Trailreiten, Rinderarbeit, Spazieren, Stoppelfeldrennen, alles was es so gibt zur Bespaßung eines blinden und tauben Pferdebesitzers.
Im Winter 2015/16 traten erstmals die Symtome Ekzem (Scheuern bis zum Blut an Bauch und Mähnenkamm) und Mauke auf. Gleichsam fiel mir auf, wie "faul" Nina allgemein war, wirkte schlapp und teilnahmslos. Ebenso war sie seit ihrer Kolik nicht mehr rossig. Weiter war mir aufgefallen, wie spät sie mit dem Fellwechsel beginnt und wie lange dieser bei ihr dauert, im vergleich zu den anderen Pferden. Der erste Verdacht auf Cushing kam bei mir hoch.
Das Problem mit der Schlappheit und Rosse haben wir durch einige naturheilkundliche Anwendungen und Akkupunktur teilweise in den Griff bekommen, Mauke und Ekzem aber nicht. Ich ließ sie insgesamt 3 Mal wegen Verdacht auf Pilz impfen. Natürlich ohne Erfolg. Auch andere diagnostische Untersuchungen ergaben keinen Befund. Ein Test auf Cushing ergab im Herbst 2017 natürlich positiv. Aber ich habe mich gegen eine Behandlung mit der bekannten Tablette entschieden.
Vor der Umstellung auf AL-Stallmanagement und Fütterung - konstant sehr schlanker Körperbau
Januar 2013 - 440 kg
(18,5 Jahre alt)
November 2014
April 2015 - 430 kg
Mai 2017 - 420 kg
April 2018 - 440 kg
(24 Jahre alt)
Neue Zeitrechnung mit dem AL-Stallmanagement
Ende 2017 bin ich auf Maksida Vogt und die Academia Liberti gestoßen und damit begann die ganze Sache ihren Lauf zu nehmen. Nina war zum dem Zeitpunkt, als ich alles Alte und Bekannte über den Haufen geworfen hatte, bereits 24 Jahre alt. Wir verzichten seit nunmehr 4 Jahren auf chemische Wurmkuren, Impfungen und jegliches forciertes Training zur körperlichen Ertüchtigung.
Über den Sommer 2018 habe ich mich in das Thema Fütterung eingearbeitet, viel ausprobiert, welches Obst und Gemüse sie mochte, viele Kräuterspaziergänge, Einführung von Mineralbar und Fütterung von Hafer, Hanfsamen und Sonnenblumenkernen in kleinen Mengen. Schlussendlich mussten wir im Sommer 2018 dann auch den Aktivstall verlassen, um diesen ganzen Chemiekeulen zukünftig zu entgehen und weil ich immer mehr begriffen hatte, wie wichtig es ist, dass Pferde nicht in ihrem Grundfutter Heu begrenz werden.
Im Juni 2018, mitten im Rekord-Hitze-Sommer, wurde unsere kleine Rafah dann geboren.
Ich musste Nina blöderweise wieder innerhalb weniger Monate zwei Stallwechsel zumuten, bis wir einen Platz gefunden hatten, an dem man es gut aushalten konnte. Im neuen, kleinen Offenstall mit 6-8 Pferden, gab es immer Heu adlib und ganzjährig Weide. In der Zwischenzeit hatten wir auch die Art der Hufbearbeitung umgestellt, von Biernard auf die Strasser-Methode.
Nina hatte in ihrem ersten AL-Winter so wahnsinnig toll viel Gras, dass ich die Menge des Hafers dazu passend erhöht hatte auf 1-1,5 kg täglich. Dazu gab es adlib selbst gesammelte Äpfel und Möhren, sowie täglich etwas Luzerneheu und Wanderungen zwecks Versorgung mit frischen Pflanzen aus Wald und Flur. Und ich habe dann auch mit der gezielten Kräuterfütterung begonnen. Es standen ca. 25 verschiedene einzelne Kräuter zur täglichen Auswahl.
Grob kann ich sagen, es gab die kommenden 2 Jahre täglich zwischen 1,5 - 3 kg Hafer und weitere Saaten und Kräuter nach individuellem Bedarf, welcher jahreszeitlich stark schwankt und auch täglich sehr unterschiedlich ist.
Anfang Januar 2019 zog die kleine Rafah bei uns ein. Nina kam die kommenden ca. 2 Monate mit Rafah zusammen auf eine eigene Weide, direkt neben der Herde. Die beiden hatten in der Zeit 24-Stunden AL-Schlaraffenland.
Der Winter 2018 /19 ist der erste nach Ninas schwerer Kolik im Herbst 2012, in dem sie keinen Durchfall und kein Kotwasser hatte. Sie fing im Frühjahr auch nicht an zu Ekzemern und Mauke bekam sie auch seither keine mehr. Letzteres hat hauptsächlich mit der Hufbearbeitung zu tun. Unphysiologische Hufe machen das Pferd krank. Stellt man wieder einigermaßen vernünftige Verhältnisse her, regeneriert sich der ganze Organismus und viele Symptome verschwinden einfach.
Auch der Fellwechsel im Frühjahr 2019 war anders als sonst die Jahre. Das Winterfell ging viel besser ab, allerdings hat sie enorm viele (Stoffwechsel-)Punkte und ist seither nicht mehr so Haflingertypisch orange, sondern eher grau-beige.
Nun begann die erste richtige Weidesaison in Begleitung der AL-Fütterung. Nina war richtig aufgedunsen, kugelrunder Bauch, starke Blähungen und fraß enorm viel Waldboden/Erde, durchgehend bis in den Herbst hinein. Das sind mögliche Begleiterscheinungen des Heilungsprozesses, den man mit diesem Stallmanagement in Gang setzt. Die Pferde nehmen logischer Weise erstmal kräftig zu, der Körper hortet all die nun eintreffenden Nährstoffe und flutet seine Zellen mit "dem guten Stoff" und schmeißt Stück für Stück die Gifte raus, die sich über die Jahre durch die falschen Nahrungsmittel, die Wurmkuren und Impfungen eingelagert hatten.
Im Juni 2019 habe ich dann die Hufbearbeitung meiner Pferde selbst in die Hand genommen. Das war auch der Startschuss für meine heutige Nebentätigkeit als Barhufpflegerin nach der Strasser-Methode.
Im zweiten AL-geführten Winter 2019/20 wollten beide Pferde keine Sonneblumenkerne mehr haben und auch Hanfsamen fanden nur sehr mäßigen Absatz. Kräuter gab es hauptsächlich frisch, weil wir gar keinen richtigen Winter hatten und die Natur durchgängig genug zu Bieten hatte. Dieser Umstand ergab auch, dass die Pferde über den gesamten Winter relativ viel Gras zu essen haben, auch auf unseren Spaziergängen.
Trotz der vielen, regelmäßigen Wanderungen, die wir ganzjährig zusammen unternommen haben, hatte Nina in den Wintermonaten vermehrt Probleme beim Aufstehen. Im Frühjahr 2021 mussten wir ihr nahezu täglich durch gegenhalten am Halfter beim aufstehen helfen. Diese Probleme gipfelten in einem schlimmen Unfall, als Nina beim spazieren gehen mit einem Vorderhuf blöd aufgetreten ist und Kopfüber einen Purzelbaum in einen tiefen Entwässerungsgraben gemacht hat, aus dem wir sie in einer stundenlangen Hilfsaktion mit einem Traktor wieder heraus ziehen mussten. Absoluter Albtraum, kann ich euch sagen.
Auf Grund dessen, dass es ihrem Bewegungsapparat immer schlechter ging, sie von sich aus nicht sehr bewegungsfreudig ist bzw. jeh war und es mir mit unseren doch schon erzwungenen Spaziergängen und Wanderungen nicht möglich war, dieses Problem zu verbessern, habe ich mich für einen erneuten Stallwechsel entschieden. Wie das Universum manchmal Dinge ganz perfekt taktet und geschehen lässt, ist einfach ein Wunder. In den letzten Jahren, wärend ich für meine Pferde allein AL umgesetzt hatte, entstand in erreichbarer Nähe ein Offenstall mit sehr gut durchdachten, befestigten Laufwegen und AL-Stallmanagement. Die Herde umfasst zur Zeit 30 Ponys und Pferde aller möglicher Pferde-Rassen, individueller Lebensgeschichten und jeden Alters. Sie leben auf ca 10 Hektar Fläche, welche durch eine Rennbahn von gut 2 km eingefasst ist, ganzjähriger Weide, erstklassigem Heu adlib, täglicher Haferfütterung und integrierter Mineralbar.
Seit Mai 2021 leben meine beiden Herzdamen nun hier und seit Dezember 2021 lebe ich mit ihnen diesen Traum. Die maximale Freiheit im täglichen, pferdigen Leben, die ich ihnen zur Zeit ermöglichen kann und höchstes Wohlergehen.
Seit dem Umzug hier hin mussten wir Nina nicht ein einziges mal mehr hoch helfen. Und auch ihre alten Probleme Durchfall, Kotwasser und Ekzem sind bis heute nicht mehr aufgetreten. Sie ist jetzt 28 Jahre alt und führt ein würdevollesund selbstbestimmtes Leben, muss nie mehr hungern, hat bequeme Hufe und die Bewegung, die sie benötigt, verschafft ihr die Herde und die Organisation der Trailanlage auf ganz natürliche Weise.
Im Folgenden möchte ich euch nun in Bildern zeigen, wie so eine Entwicklung mit Umstellung des Stallmanagementes auf AL aussehen kann. Ich betone KANN! Jedes Pferd ist mit seiner Lebensgeschichte so einzigartig und die Art und Weise der Umsetzung dieses Stallmanagementes hat so viele Variationen wie es Pferde gibt, weil wir alle natürlich in sehr individuellen Umständen leben und sicher seltenst alles in vollem Umfang und optimal umsetzen können.
2019 - Das erste Jahr im vollen AL-Stallmanagement: Enorme Gewichtszunahme und Körperfülle
März 2019 (fast 25 Jahre alt)
März 2019
Juli 2019
Juli 2019
September 2019 - 550 kg
September 2019
Dezember 2019
Dezember 2019
2020 - Nach dem ersten Jahreszyklus; starke Schwankungen in der Körperfülle wegen Heilungsvorgängen des Stoffwechsels
April 2020 (26 Jahre alt) - 520 kg
April 2020
Oktober 2020 - 530 kg
Oktober 2020
2021 - Der Stoffwechsel hat sich einigermaßen reguliert, kaum noch Einlagerungen
April 2021 (27 Jahre alt) - 520 kg
April 2021
Oktober 2021 - 540 kg
Oktober 2021
2022 - Gewicht und Proportionen regulieren sich immer mehr auf ein gesundes, natürliches Niveau
April 2022 (28 Jahre alt) - 505 kg
April 2022
Oktober 2022 - 512 kg
Oktober 2022
Das Pferd kann nur in dem Maße heilen, wie die Hufgesundheit und die tägliche Bewegungsmenge es erlauben!
Meiner eigenen Erfahrung nach, die sich bisher auf Ninas Verlauf beschränkt, ist das Frühjahr eines jeden Jahres die Zeit, in der man den Fortschritt der Genesung am deutlichsten sehen kann. Januar bis Mai nehmen die Pferde so unglaublich ab, von ganz allein, bei vollem Futterangebot. Ihre Körper werden straffer, Einlagerungs-Beulen werden kleiner oder verschwinden. Es wirkt wie ein Lifting. Und was ich auch sagen kann, in dieser Zeit ist jeder frische Grashalm Gold wert für das Pferd! Ich konnte nicht täglich grasen gehen, aber mit jedem Mal, wo wir 1-2 Stunden draussen waren und sie Gras fressen konnte, konnte ich am nächsten Tag eine sehr deutliche, positive, körperliche Veränderung in Richtung "Lifting" erkennen. Also das ist meine Beobachtung an Nina aus den erlebten Frühjahrszyklen im AL-Stallmanagement.
Mit dem Beginn der richtigen Weidesaison, wenn das frische Gras so viel wie möglich zur freien Verfügung steht, bei uns 24h-Weide, geht Nina wieder auseinander. Aber das ist eher die Menge an Gras im Bauch und eventuell Gase. Geht weiter mit den Pferden spazieren, wenn sie auf der Weide nicht selbst genug laufen! Zum Abgasen, quasi. Das erneuerte an Gewicht und "Speck" zulegen passiert eigentlich erst ab dem Spätsommer bis in den ca. November und gehört zum normalen Gewichtszyklus der Pferde dazu. Durch die natürliche Fülle an Nahrungsangebot im Sommer und Herbst nehmen sie zu und zum Frühjahr hin durch ganz normale Stoffwechselvorgänge auch wieder ab. Dieser Vorgang funktioniert auch bei uns Menschen, wenn wir uns mit tatsächlich geeigneten Nahrungsmitteln ernähren und nicht hauptsächlich mit Weizen, Zucker, tierischen Fetten und unzähligen Stoffen, die wir so einzeln niemals freiwillig essen würden.
Ich möchte nochmal betonen, dass das alles meine eigenen Erfahrungen sind, die ich mit Nina gemacht habe. Bei jedem anderen Pferd-Mensch-Paar wird der feine Verlauf der Entwicklung anders sein, je nach Umsetzungsmöglichkeiten. Ganz entscheidend ist auch die Hufgesundheit/ Entwicklung der Hufe bei wirklich kranken Hufen.
Das Pferd kann nur so schnell heilen, wie die Hufgesundheit und die tägliche Bewegungsmenge es erlauben.
Das Futter allein kann es niemals raus reißen, wenn Lebensumstände und Hufgesundheit nicht passen!
Das ganze Konzept kann nur aufgehen, wenn DU als verantwortlicher Pferdebesitzer VERSTEHST, was du da machst und auch selbst VERANTWORTUNG übernimmst für dein Pferd und den WILLEN hast, DICH für dein Pferd zu Ändern, besonders wenn du so sehr aus der konventionellen Reiterbrange kommst wie ich.